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Kunstpreis Diana 2022, Danksagung. Sep 16, 2022   Art, Offenbach

This is the acceptance speech for the Art Prize Diana 2022. (Sorry, German only at this point)

Danke! Ich muss mich im voraus entschuldigen. Ich habe über 25 Jahre außerhalb Deutschlands verbracht, und so kann es schon passieren, daß ich mich sonderbar ausdrücke.

Auch wollte ich auf keinen Fall vergessen mich bei allen Beteiligten zu bedanken. Es ist schon etwas unfassbar besonderes hier stehen zu dürfen und zu sprechen. Ohne Sie wäre das nicht möglich, danke, Petra Maria Mühl und Mattias Block und auch Wilhelm Hardt. Es wäre auch nicht möglich ohne meinen Vater, der hier ist, und ohne meine Mutter, die leider im Februar verstoben ist. Es wäre nicht möglich ohne die ziemlich ausgezeichneten Lehrer:innen und Freunde:innen und ohne meine Lebenspartnerin Hannah, die freundlicherweise mit den zwei Kleinen ist, sonst gäbe es hier etwas andere Musik. Und ich muss auch Pastor Strauch im Voraus danken. Am Sonntag werden wir hier gemeinsam stehen um 10:30 oder so. Danke auch an die Familie Männche. Und an Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke für die Schirmherrschaft.

Danke für diesen sehr begehrten Preis. Es ist ein sehr wichtiger Preis für mich. Rumpenheim, das Schloß und die Kirche liegen mir am Herzen. Auch wenn ich sie erst seit Kurzem überhaupt kenne. Je mehr ich über sie erfahre, desto faszinierender wird das alles.
(Ich nehme jetzt auch sehr gerne die Fähre.)
Es ist ja schon ein ziemlich geschichtsträchtiger Ort. Zwischen diesen Wänden haben ja schon so einige Persönlichkeiten gesessen, und auch gebetet, oder sich zumindest Gedanken gemacht. Sie haben etwas gefühlt. Freude? Schmerz? Ungeduld?
Sie waren ja auch Menschen wie wir. Sie sind eigentlich immer noch hier.

Die Arbeit hat so einen sonderbaren Titel. “Offen und Alles und Zusammen”. Was soll das heißen? Und warum ist es eine Licht-Zeichung?

In den nächsten drei Stunden werde ich versuchen das etwas zu erklären.
Na ja, eher sechs Minuten

Die Arbeit wird hier bis Ende des Monats zu sehen sein und ich würde mich natürlich freuen wenn es Besucher:innen gäbe die kämen um sich das anzuschauen. Auch ist die Arbeit recht fotogen. Es ist 2022. Also bitte sehr gerne Bilder von der Arbeit aufnehmen auch gerne Selfies. Ich werde auch hier sein.

Die Zeichnung ist so projiziert, daß sie für diejenigen die die Kirche betreten als eine zwei dimensionale Zeichnung Sinn ergibt. Wer sich aber in der Kirche bewegt, kommt in das Licht, erkennt, daß die Projektion eigentlich verzerrt ist. Die Farbe scheint manchmal gemalt. Ist sie ja auch, nur eben nicht wo sie es zu sein schient.

Die Arbeit erlaubt individuelle interpretation; spielt mit dem Raum. Und die Zeichnung wird den Raum auch dann verändern wenn sie nicht mehr hier ist.
Das Vorhandensein der Zeichnung ist ein Zustand den wir gerade gemeinsam erleben. Wenn sie dann nicht mehr da sein wird, werden wir uns an das was jetzt ist erinnern. Bewusst oder unbewusst. Also ich auf jeden Fall.

Das ist auch auf einer Ebene die Aufgabe der Arbeit. Die Zeichnung ist hier für uns. Aber eigentlich sind wir auch hier wegen dieser Zeichnung. Es ist ein gemeinsames Erleben. Wir sind hier Zusammen. Wir können uns bewusst werden, daß wir so viel gemeinsam haben. Unser Leben wird uns als ein sehr individuelles Erlebnis verkauft, aber in Wirklichkeit sind wir von Anfang bis zum Ende nicht nur Teil eines größeren lebendigen, menschlichen Etwas, wir sind komplett von einem riesigen lebendigen System abhängig.

Einerseits sind wir Geschichten, die sich kontinuierlich entwickeln, nicht nur als Körper aber auch in dem Zusammenhang mit Anderen. Leben an sich ist ein Prozess der Transformation, der Veränderung. Wachstum ist nur ein Teil davon.
Andererseits sind wir Teil eines Systems in dem alles in Bewegung ist, aber doch in sich zusammenhängt.
Wir sind manchmal Eltern (von Menschen aber auch Ideen), immer Kinder und doch gibt es auch etwas das in diesem Zusammenhang wohl eine art “heiligen Geist” genannt werden kann, oder eine Idee die vor uns und nach uns existiert und dieses zusammenhängende Etwas ist auch in kontinuierlicher Bewegung.
Nicht nur für uns. Für Alles.
Das Wasser des Flusses fließt, verdampft, und doch erscheint es für uns als Fluß.
Um nicht wahnsinnig zu werden vereinfachen wir die Welt, benennen sie. Erkennen sie.

Die Zeichnung hier kam auch aus dem unsichtbaren. Wir erleben sie gerade gemeinsam, aber schon bald wird sie verschwunden sein. Nicht ohne uns vorher berührt zu haben.
Und sie ist aus Licht, denn Licht ist die Energie, die nicht nur im übertragenen Sinne lebensspendend ist. Sogar wenn wir Wärme aus Kohle gewinnen, dann kommt sie eigentlich aus den lange vergangenen Wäldern, die in der Sonne aufwuchsen. Die Energie über die wir uns so sehr sorgen, das Öl oder Gas, sind Lebewesen die hier Millionen Jahre vor uns waren, von der Energie der Sonne lebten, starben, uns den Planeten vorbereiteten, hinterliessen. Den Planeten auf dem unsere Vorfahren irgendwann erkannten, daß sie waren. Und wo wir nun seit einiger Zeit uns so benehmen als müsste unsere Energie aus Quellen kommen, die nun den Planeten erwärmen und so weiter.

Rot ist die erste Farbe der wir im Mutterleib begegnen. Denn Rot ist eine Farbe, die wir auch mit geschlossenen Augen, mit dem ganzen Körper erleben können.
Rot ist am nächsten zu dem was wir als Wärme empfinden.
Es ist Liebe. Es ist Geborgenheit. Es ist positive Energie.

Die Zeichnungen hier in diesem Raum werden deshalb nur rot sein. Ich wollte einen Moment der Geborgenheit, der Reflexion, des Gemeinsamen Bewusstseins schaffen. Einen Ort weit ab vom individuellen gewinnen wollen oder müssen. Weit weg von dem Drang ein Individuum im Kampf gegen andere Individuen und die Natur und Technologie zu sein. Deshalb ist die Kirche ein idealer Ort für dieses Denken und Erleben.

Hier ist sie, eindeutig von Hand erstellte Zeichnung. Offen zur interpretation, begrüßend. Und auch in einer Verbindung zu uns allen, zusammen.

Nun ist es ein echtes Glück, dass Diese Zeichnung in Offenbach projeziert werden kann. Offenbach ist ja bekanntlich die Landestadt. Ein Ort an dem viele ankommen und sich erst Mal ihrer Existenz in diesem Kontext bewusst werden.
Wir leben im Mathildenviertel und das ist dann noch einerseits ein Microcosmos, aber andererseits auch eine Schnittstelle von vielen unterschiedlichen Leben.
Ich hoffe sehr, dass Offenbach mehr an Leben anbieten wird und mehr Ideen und Lebewesen Raum bieten wird, mutig.
Eines meiner Lieblings Gedanken kommt von Laotse, und es passt hier sehr, „Der Ozean heißt alle Flüsse willkommen“. Oder in einer längeren Version: „Der Ozean ist nur so groß und kraftvoll weil er alle Flüsse willkommen heißt und sich nie über andere stellt.“
Deshalb ist es so besonders, dass diese Zeichnung in dieser Kirche, mit uns allen, gemeinsam, und hier in Offenbach am Main, am Meer, sein darf.
Und ich kann es eigentlich immer noch nicht fassen. Aber bin sehr dankbar, dass es passieren kann. “Offen und Alles und Zusammen”

Danke.

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